Regen im Juli, Regen im August. In Italien, in Tirol und in Oslo. Wo soll man da noch hinfliehen? Ja, in den Norden, der heuer einen Jahrhundertsommer erleben durfte. Genauer gesagt Lofoten. Die weltberühmte Inselgruppe mit exotischem Touch. Die meisten fahren einfach mit dem Auto durch und staunen. Andere fischen oder radeln. Die Bergsteiger kommen aber auch auf ihre Rechnung. Die Lofoten sind nämlich ein Schitourenparadies für Abfahrten bis zum Strand. Im Sommer gibt es unbegrenzte Klettermöglichkeiten. Entweder an irgendeiner 20 Meterwand beim Meer oder an den Flanken und Graten der 1000 Meter hohen aus dem Atlantik schiessenden Steilgipfeln. Bombenfester Granit ist angesagt. Haken gibt es aber auf den Inseln kaum welche, also muss man selber die Sicherungen legen.
Der bekannteste Kletterzacken der Lofoten ist irgendwie unserem Spiehlerturm ähnlich und liegt gleich bei der Hauptstadt Svolvær. Die Geita („Goas“) mit ihren zwei Hörnern, die eine echte Mutprobe darstellen. Das grosse Horn ist ca 50 Zentimeter höher als das kleine. Hat man einmal den Gipfel erreicht, und auch der muss mit mindestens 4+ erklettert werden, gilt es noch, den Sprung auf das kleine Horn zu wagen. Liebe Vivian, ich bin stolz auf dich, dass du das im Jahr 2006 geschafft hast!!! Der Hupfer ist allerdings nun noch schwieriger, da ein gewaltiger Felssturz den ohnedies kleinen Landplatz umgestaltet hat. Nach der Landung muss man nämlich einen Vollbremser einlegen, um nicht über das Ziel zu schiessen und unten am Friedhof zu landen. Direkt unter der Geita, also so cirka 350m senkrecht darunter, liegt tatsächlich der Friedhof. Wohl eher zufällig, aber doch die Nachdenklichkeit fördernd.
Der Samstag startete in Oslo um 6 Uhr relativ zeitig. Per Flugzeug und Leihwagen ging es nach Svolvær, wo wir, Helge und ich, am Nachmittag in Richtung Geita starteten. Nach Bezwingung der herrlichen drei Seillängen in der Südwestwand, Grad 5, verzichteten wir auf den obligaten Sprung und seilten ab. Plötzlich kam ein Führer mit seinem weiblichen Gast daher. Ein herrliches Fotoobjekt, dache ich. Also stiegen wir einige Meter am Gegenhang empor. Wir sahen wie sich die Frau die Wand raufkämpfte. Ich wurde schon nervös, wollte die beiden am Gipfel doch unbedingt mit der Kamera verewigen. Und was für ein Glück. Die Kletterin steht oben konzentriert sich kurz und…springt! Und genau zu diesem Zeitpunkt drückte ich am Auslöser. Yes!
Die Schande konnten wir aber nicht auf uns sitzen lassen. Dass die beiden gesprungen sind und wir nicht! Also nochmals rauf, Helge springt zuerst. Ich hinterher. Geschafft!
Viel mehr vom Wochenende schreib ich jetzt nicht. Logisch gingen wir am Sonntag noachmals auf Tour. Diesmal eine alpine Überschreitung im vierten Grad (Vågakollen-Nordgrat, Henningsvær). Schaut euch lieber die Fotos an. Die Stimmung auf den Lofoten bei Schönwetter ist wirklich unglaublich.