Laueraarhorn, 4.042, Berner Alpen, Schweiz

31 Jul

Wie jedes Jahr wurde auch diesen Sommer die Jagd auf die 4000er der Alpen fortgesetzt. Wie die zwei vorangegangenen Jahre war es Herman, der bei der Umsetzung des Ziels, alle selbstständigen Gipfel, die die magische 4000m Marke übersteigen, zu bezwingen, behilflich sein sollte.

Ich fuhr mit dem Zug nach Zürich, sicherte uns einen Mietwagen, traf Herman am Flughafen und los ging es.

Das erste Ziel war das Lauteraarhorn in den Berner Alpen, 4.042m. Ein eher wenig bekannter Gipfel im Schatten des Schreckhorns, auch weniger oft bestiegen. Das liegt nicht nur am geringen Ruhm, der einem bei der Besteigung zu Teil wird, sondern auch daran, dass die Zustiege schon endlos sind. Nach einer verregneten Anfahrt zum Grimselpass und einer Akklimatisierungsnacht im Berghaus Oberaar, mussten wir einen läppischen Halbmarathon (genauer gesagt knapp 20km und gut 1000hm) hinter uns bringen, um gerade einmal den Stützpunkt, das Aarbiwak auf knapp 2.800 m zu erreichen. Zuerst wandert man langwierig, im ständigen Auf und Ab am Ufer des Grimselstausees dahin, dann wartet eine über dem Eis liegende Moränenlandschaft auf den Besucher, auch das Geröllgestolpere dauert Stunden. Am Schluss marschiert man noch endlos am Eisstrom des Finsteraar-Gletschers. Nach sechs Stunden waren wir dann doch beim Biwak, das ziemlich voll war, weshalb ich es vorzog, im Freien zu schlafen, während Herman sich freiwillig dem Schnarchen und Furzen der Bergkollegen aussetzte.

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Nächster Tag: wie im Bergurlaub halt so üblich, läutet der Wecker um 03.00. Statt einer lästigen Stolperei im Schein der Stirnlampe bescherte uns der Vollmond einen herrlichen Start. Alles war einzusehen, auch das 900 Meter hohe Südwand-Couloir, das auf diesem Berg der Schlüssel zum Erfolg ist. Bei guten Schneeverhältnissen ein Genuss, bei Ausaperung ein gefährlicher Schuttschinder. Wir trafen es nicht schlecht, trotz des Hitzejulis waren die Verhältnisse noch ansprechend. Unten zwar Schotter, doch ab 3.300 Meter konnten wir das meiste im Schnee bewältigen. Ein Eisgerät war ausreichend, die Kondition wurde mehr gefordert als die Kletterfähigkeiten. Nach vier ein halb Stunden erreichten wir die Scharte, wo die Schlusskletterei beginnt. Letztere war etwas schwieriger als ich dachte, eine laufende Sicherung war jedoch ausreichend. Der Gneis bombenfest, die Aussicht grandios. Nach gut fünf Stunden war der Gipfel erreicht.

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Herman machte logischerweise die Höhe etwas zu schaffen. Und der Blick hinüber zum imposanten Schreckhorn und den knusprigen Verbindungsgrat dorthin, brachte uns wieder auf den Boden der Realität. Von der ursprünglich geplanten Überschreitung zum Schreckhorn wurde Abstand genommen. Stattdessen gönnten wir uns eine lange Gipfelrast, bei der genügend Zeit blieb, den schwierigsten Schweizer 4000er zu bestaunen, und die Kletterer auf seinem Normalweg zu beobachten.  Der Abstieg über den Grat und durch das Rinnensystem verlief dann aufgrund des perfekt aufgefirnten Schnees problemlos. Zurück am Gletscherboden fanden wir heraus, dass ein neuerlicher Halbmarathon zum  Grimelpass eher wenig Lust machte. Also kletterten wir über gar nicht so leichtes Gelände auf den Strahleggpass, um auf der anderen Seite zur Schreckhornhütte abzusteigen. Aufgrund des eigenartigen, schrulligen Hüttenwirts nicht unbedingt eine sympathische Hütte, doch die Lage ist wirklich sensationell. Mit den Felsbastionen von Schreck- und Lauteraarhorn im Nacken und den Eiswänden und Gletscherströmen von Eiger bis Finsteraarhorn vor der Nase.  Ausgeruht und mit vollem Elan ging es am nächsten Tag über den vielleicht schönsten Hüttenweg der Alpen zurück nach Grindelwald. Der Bustransfer zurück zum Grimselpass war eine Expedition an sich. Drei Stunden und 70 Franken. Auf der Passhöhe hat sich der Kreis geschlossen, der entlegenste 4000er der Schweiz war in der Tasche.

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