Non Plus Ultra am Glockner
Anfang Juli: Nicolai und Maxi waren in Italien, Vivian in Norwegen. Da ging sich eine kleine Tour aus. Aus dieser kleinen Tour wurde aber das absolute Megaunternehmen. Andi und ich trafen uns in Zell am See und fuhren zur Franz Josefs Höhe am Ende der Hochalpenstrasse. Am Nachmittag stiegen wir noch zur fast 3000 Meter hochgelegenen Oberwalderhütte auf, um tags darauf, genauer gesagt um halb vier, das Non Plus Ultra Projekt im Glocknergebiet zu starten. Die gesamte Glocknerwandüberschreitung stand auf dem Programm. Und da wir nicht von der Stüdlhütte, sondern von der anderen Seite starteten, musste sogar noch ein anderer Gipfel, der Romariswandkopf, 3.511m, überschritten werden. Allein dieses Ziel stellt schon eine tolle Gletscher- und Klettertour im zweiten Grat dar. Nach dieser ersten Einlage erreichten wir das Teufelskamp, wo die eigentliche Tour beginnt. Hier steilt es auf und man gelangt in kombinierter Kletterei zu den Gipfeln der Hoffmannpitze. Nun wurde es aber wirklich ernst. Denn ab der Hoffmanspitze geht es in dauerndem Auf und Ab, von Turm zu Turm, aufkletternd und abseilend, stets mit extrem viel Luft unter den Füssen über die folgenden Gipfeln: Pöschlturm, Gerintturm, Draschturm und Hörtnaglturm. Die Kletterei war zwar nicht schwierig (meist II-III, max IV-), aber eben auch nie leicht. Man bewegt sich stets im Absturzgelände. Sorgfältige Seilhandhabung und volle Konzentration sind also viele Stunden lang nötig. Nach der x-ten Abseilstelle (diese sind übrigens mit Haken gut eingerichtet, der Rest ist mobil abzusichern), kletterten wir noch auf das Teufelshorn (das Glocknerhorn liessen wir links liegen), ehe der Schlussanstieg auf den Grossglockner begann. Dessen Nordwestgrat ist wirklich ein Genuss. Festes Gestein und einige schöne Kletterstellen. Gegen 2 Uhr war es geschafft, wir standen am höchsten Punkt Österreichs.
Der Abstieg über den Normalweg und das noch tief im Schnee liegende Glocknerleitl war zunächst völlig problemlos. Die Herausforderungen kamen dann erst beim Weg über das an einer Stelle bereits apere Hoffmankees. Eisschrauben hatten wir keine mit. Also wurde es etwas heikel. Wir kamen dann aber doch sicher über diese Stelle und alles weitere war nur noch einen Geduldspiel. Und ein nervenaufreibender, megaanstrengender Gegenanstieg von 300 Höhenmetern, den einem der Gletscherrückgang der letzten 150 Jahre beschert. Um 19:30, nach sechszehn Stunden, waren wir wieder beim Parkplatz.