Was macht man, um die eher langweilige Fahrt von Wien nach Tirol etwas aufzuwerten. Ja, man legt noch einen Zwischenstopp auf der Bischofsmütze ein. Da dieser Gipfel nur mittels 8-Stunden-Tour zu haben ist, konnten wir uns, wie es andere Eltern, die die Kinder bei den Großeltern haben, nicht ausschlafen, sondern mussten bereits um fünf Uhr früh aus den Federn.
Die Große Bischofsmütze ist mit einer Höhe von 2458m zwar nicht gerade ein Riese, aber einer der wenigen Gipfeln Österreichs, die sich nur durch Kletterei ersteigen lassen. Gemeinsam mit der Kleinen Bischofsmütze bildet sie einen markanten Doppelgipfel, der schon vom Talort Filzmoss richtig ins Auge sticht.
Beim Anblick dieses Berges war die Müdigkeit schnell verfolgen. Wir parkten bei der Unterhofalm, ein idyllischer Ort, und brachten den 400m Aufstieg zum Hofpürglhütte zügig hinter uns. Beeindruckt die Bischofsmütze durch ihre Eleganz, bestich das Dachsteinmassiv auf der anderen Seite eher durch seine Wucht. Besonders mächtig erscheint der Dachstein an diesem Tag durch den Neuschnee, der in den letzten Tagen gefallen war. Auch die Berge im Süden, Ankogel, Grossglockner und Venediger. Sie glänzten um die Wette. Ein perfekter Spätsommertag. Von der Hütte ging es noch eine gute Stunde über Steige und Geröll zum Einstieg, auf 2.130m. Die gesamte Route ist auf bergteigen.com sehr gut beschrieben. Zuerst überquerten wir eine Rinne, dann gab es noch zwei kurze Steilaufschwünge, die wir jedoch noch ohne Seil überwinden konnten. Beim Eingang zur Mützenschlucht geht es aber dann doch gleich zur Sache. Die schwierigste Stelle kommt gleich zu Beginn, ein kurzer Riss, der eigentlich ein 3er ist, im Topo aber als 4 eingestuft wird. Meiner Meinung nach korrekt, da der Fels wegen der vielen Begehungen recht schmierig ist. Die vielen Leute machen normal sicher auch die Hauptgefahr aus, nämlich Steinschlag in den ersten Seillängen. An diesem Montag war aber so gut wie nichts los. Nur eine Gruppe weiter oben und ein einheimischer Alleingeher, der schon 10 Mal oben war. Aber gerade an diesem Tage machte ihm die Psyche zu schaffen, und wir mussten ihm etwas aus der Patsche helfen, und ihn über den Einstiegsriss abseilen. Bei der Vivian war die Psyche Gott sei Dank in Ordnung, und wir kamen sehr schnell voran, das meiste am kurzen Seil. Nach der etwas gerölligen Schlucht, tut sich das Gelände dann auf und man kraxelt über attraktiven Fels zum Gipfelgrat. Diesen brachten wir problemlos hinter uns und nach gut vier Stunden, wie im Führer vorgegeben, standen wir beim Gipfelkreuz. Wirklich eine erstaunliche Aussicht. Von der Bergprominenz östlich Tirols, war ziemlich alles zu sehen. Beim Abstieg bestand Vivian eine Kletter-Selbständigkeitsprüfung. Um uns mehrmaliges doppeltes Abseilen zu ersparen, ließ ich Vivian die Steilstufen ab und kletterte danach ab. Da half es sehr, dass Vivian beim Abseilen Zwischensicherung einhängte, um mein Risiko zu reduzieren. Danke! Der Abstieg, wie bei alpinen Klettertouren üblich, dauerte gleich lang wie der Aufstieg und auch der hoch verdienten Radler auf der Hütte musste genossen werden. Der Dachstein errötete daher schon im Sonnenuntergang, als wir wieder beim Auto waren. Nur noch 400km Autofahrt und die erweiterte Reise von Wien nach Tirol war hinter uns.